Beitragsbild Fortsetzung des Interviews mit Silke Bernhardt

Fortsetzung des Interviews mit Silke Bernhardt

Hier lest Ihr den zweiten Teil des Interviews mit Silke Bernhardt. Im März 2023 schenkte mir Silke Ihre Zeit und erzählte von ihrer persönlichen veganen Reise. Einsichten, Ansichten und Ausblicke von der Schöpferin der Fleischloserei.

„Ich möchte viele Menschen erreichen.“

Viele behaupten, vegan zu essen sei sehr teuer. Wie siehst Du das?

Ich sehe das genau andersherum. Fleisch ist zu billig. Gemüse sollte günstiger als Fleisch sein. Bewusste Ernährung muss aber gar nicht teuer sein, das ist ein Irrglaube. Es kommt immer darauf an, was man isst. Frisches Essen ist immer auch zu günstigen Preisen zu haben, es erfordert nur etwas Engagement. Einkochen, haltbar machen, selbst machen, darauf kommt es an, und das ist immer günstiger als Fertigkost. Ich will Dir erzählen, wie ich aufgewachsen bin. Meine Mutter war alleinerziehend. Wir waren drei Kinder und hatten wenig Geld. Von Anfang an habe ich von ihr gelernt, bewusst mit Lebensmitteln umzugehen. Wir haben nichts weggeworfen, haben Reste weiterverarbeitet und ganz bewusst gewirtschaftet und geplant. Der Grund, warum Essen vermeintlich zu teuer ist, ist unser Umgang damit. Wir verschwenden viel zu viel, werfen weg und können oft nicht mit diesem wertvollen Gut umgehen. Und ja, Fleisch ist zu billig!

Du hast viele Fleischersatzprodukte, die Du mit besten Zutaten herstellst. Ist das ein guter Weg, um Menschen auf die pflanzlichen Alternativen zu den Klassikern der österreichischen Brotzeit aufmerksam zu machen?

Ja klar, definitiv. Auch ich esse nicht täglich die hochwertigen Fleischersatzprodukte von mir, sondern Gemüse und Getreide und dergleichen. Unsere Produkte leisten aber einen wirklich wertvollen Beitrag. Sie sind wie gemacht für die Umstellung auf eine vegane Ernährung. Außerdem kommen viele Kunden, die etwas Besonderes für besondere Anlässe suchen. Manchmal wünschen sich unsere Kunden eben etwas mehr als einen Gemüseteller, und unsere Produkte ersetzen sehr schmackhaft den Sonntagsbraten.

Was ist Dein Lieblingsprodukt aus Deiner Schöpfung?

Haha, was für eine gute Frage! Ich liebe unser Roast Baff! Es schmeckt einzigartig, und ich liebe die dezente Süße der roten Rübe, sie gibt dem Roast Baff eine wunderbare Komplexität, es schmeckt umwerfend gut.

Erkennst Du eine Veränderung in der Haltung gegenüber veganen Lebensmitteln?

In den letzten Jahren hat sich schon einiges verändert. Die Pandemie hat uns tatsächlich geholfen. Sie hat dazu beigetragen, dass sich mehr Menschen über das, was sie umgibt, Gedanken machen. Viele wurden wachgerüttelt und haben einen anderen Blick auf die Welt bekommen. Plötzlich sind die Themen „Gesundheit“, „Klima“ und „Tierwohl“ sehr viel mehr in den Fokus gerückt. Die Zeit des bewussten Umgangs miteinander trägt zu dieser Entwicklung bei, es ändert sich gerade sehr. Ich bin froh darüber.

Mit der Fleischloserei leistest Du Pionierarbeit. Kannst Du ganz grob erzählen, welchen Stein Du ins Rollen gebracht hast für einen ganzen Berufszweig?


Das ist natürlich ein sehr weites Feld, das wir hier aufmachen, damit könnten wir ganze Bücher füllen, denke ich. Nur soweit: Ich habe den Stein ins Rollen gebracht, ganz unkonventionell einen Weg zu gehen und ein Business aufzubauen, das es so in Österreich noch nicht gab. Den Weg gehe ich immer weiter, bis er noch viel mehr Steine ins Rollen bringt und vor allem viele Menschen erreicht. Ich empfinde das als Notwendigkeit. Ich tue, was getan werden muss. Für Mutter Erde. Du siehst schon, da ist ein Schema (lacht), ich tue eigentlich immer alles aus Überzeugung. Und dann kann ich irgendwann gar nicht mehr anders. Es darf sich ändern, es muss sich ändern. Das neue Normal mit Berufen wie meinem hat begonnen. Es wird in den nächsten Jahren noch viele solche Veränderungen in der beruflichen Welt geben. Ich freu mich drauf.


Welche Visionen hast Du für die nächsten Jahre für Dein Business?


Ich möchte viele Menschen erreichen, jeden Tag mehr. Es macht mich glücklich, wenn Menschen in den Laden kommen, sich interessieren, das Gespräch suchen, was Neues ausprobieren wollen. Ich möchte sie begleiten, an die Hand nehmen und mit ihnen – auch was unsere Ernährung angeht – die Zeit des bewussten Miteinanders gehen.

Bist Du schon angefeindet oder angegriffen worden? In Dresden hatten wir leider solche Fälle Anfang 2023.

Am Anfang war es schon schwierig. Es gab Beschimpfungen vor meinem Laden, die auch ganz klar auf mich persönlich zielten. Das war gemein und bösartig. Menschen haben vor meinem Laden gewettert, sie sind aber nicht reingekommen, sie wollten scheinbar nur Dampf ablassen. Das ist unverständlich, aber einige Menschen sind so. Sie sind feige und unzufrieden und suchen Katalysatoren für ihre Wut. Sie haben mir an den Kopf geworfen, was das für ein Blödsinn sei, so etwas zu machen. Auf einen Austausch, ein Gespräch, haben sie sich nicht eingelassen. Lässt sich nicht vermeiden, aber ich nehme es nicht persönlich. Aufpassen muss man trotzdem, sich nicht unterkriegen lassen, sowieso. Am Ende siegt immer eine positive Haltung im Leben.

Hast Du ein veganes Umfeld in der Familie?

Meine beiden Brüder essen kein Fleisch, das freut mich sehr. Unsere Eltern sind hingegen nicht bereit, auf Fleisch zu verzichten, im Gegenteil. Ich habe eine 20jährige Tochter, die lebt auch vegan, bei jungen Menschen ist das ja auch deutlich verbreiteter. Gerade da wächst die Bewegung schnell.


Wie siehst Du die vegane Entwicklung in Österreich? Was meinst Du, wohin die Reise geht?

Da kann ich sagen: Es wird täglich mehr, ich sehe es im Laden. Es kommen immer neue Kunden an die Theke, die Interesse haben, weniger Fleisch essen möchten, es ausprobieren möchten, und uns mit Fragen löchern oder Beratung suchen. Die Reise in Österreich ist noch weit, vor allem auf dem Land, aber sie hat begonnen! Fast scheint es so, als sei ein Umkehren nicht mehr möglich. Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Gibt es noch etwas, was Dir auf dem Herzen liegt?

Ja, ich möchte Euch ein gutes Gefühl mitgeben, wenn ich kann. Vieles in unserem Leben geschieht aus Erwartungen. Von anderen oder von uns selbst und an uns selbst. Hört auf Euer Gefühl, macht Euch keinen Druck. Die Welt braucht nicht noch mehr Negatives.
Dann, wenn du wirklich dazu bereit bist, Dich fleischlos zu ernähren, dann wird es so sein! Nicht vorher! Nicht mit Gewalt! Darauf müssen wir verzichten, in jeglicher Hinsicht!

Danke, Silke, für diese Ansichten, Einsichten und Ausblicke!
Mach weiter, Du leistest Großartiges. Wir sind gespannt, wohin die Reise geht und freuen uns auf tolle neue Produkte, Deine Events und viele spannende Zeiten, die vor uns liegen.
Es geht immer weiter, gemeinsam bewegen wir so viel.

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