Die letzten Fleischer von Wien

Die letzten Fleischer von Wien

Ich sitze am Küchentisch, mein Kaffee dampft. Vor mir liegt der Kurier. Ich bin gespannt, Silke meinte, sie sei in der Zeitung. Ich trinke einen Schluck Kaffee, schlage die Zeitung auf, und hätte doch gerne meinen eigenen Gesichtsausdruck gesehen: "Die letzten Fleischer" lautet der Artikel. Im Ernst jetzt?

Die Fleischloserei zwischen Fleischereien

Die fünf Seiten sind voller Fleisch. Ich bin alles auf einmal: belustigt, verwirrt, etwas abgestoßen, fasziniert und freue mich am Ende über eine echte Rarität. Welcher Zeitungsartikel schafft es schon, so widerstreitende Gefühle auszulösen. Einfach so am Küchentisch. Dieser Artikel ist ein Kunstwerk. 

Silke ist Veganerin. Ja klar ist das offensichtlich. Ich könnte auch sagen: "Wasser ist flüssig" oder "Igel haben Stacheln". Aber genau das ist es ja gerade! 
Silkes strahlendes Gesicht schaut mir aus jeder Menge Fleisch entgegen! Es ist völlig bizarr. 
Unsere Pionierin für gesunde, vegane Ernährung und einen rücksichtsvollen Umgang mit Tieren und der Natur ist in einem Artikel über den Fleischer-Beruf gelandet. Mittendrin. 

Der Artikel "Die letzten Fleischer von Wien"

Silke lacht fröhlich in die Kamera. In der einen Hand hält sie ihre täuschend echt aussehende vegane Salami, in der anderen hält sie ihre veganen Schnitzel. Der Textanteil über die Fleischloserei ist richtig gut. Erstens steht da etwas über ihre Motivation. Zweitens erzählt sie über ihre Zukunftsvisionen und drittens über ihren phänomenalen Erfolg. Das ist besonders interessant in der Gegenüberstellung mit den konventionellen Fleischern. 

"Die letzten Fleischer" Wiens. Findet Ihr nicht auch, das klingt so wie "Die letzten ihrer Art", "Der letzte Samurai", "Die letzten Männer des Westens"? Der Kurier berichtet von den Sorgen und Nöten der Fleischerei-Betriebe. Nicht nur der Preiskampf, auch die industrielle Massenproduktion und die bürokratischen Auflagen machen ihnen das Leben schwer. Die kleinen Fleischereibetriebe sterben folglich aus. Es gäbe nur noch ca. 20 Fleischereien in Wien, außerdem würden es immer weniger.

Die Nachfrage nach veganen Produkten wächst

Das große Sterben steht im Kurier dem großen Erfolg der veganen Fleischloserei von Silke gegenüber. Das Ladengeschäft in der Josefstadt brummt, die Nachfrage wächst, das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil wird größer und größer. Silke erzählt von ihren Expansionsplänen, ihrem Wunsch, auszubilden, und dem Austausch mit Ihren Kund*innen, der soviel Energie gibt und Spaß macht.

Aus dramaturgischen Gründen bildet der Teil über Silke im zweiten Teil des Artikels die Gegenposition zum Fleischkonsum im ersten Teil. Logisch. Umso skurriler also, wie die Redakteurin zum Ende findet. Ihr Fazit: Den Fleischerei-Beruf könne man nur mit viel Leidenschaft ausüben. Die sei wohl verloren gegangen. Aber, jetzt kommt's: 
"Der Appetit auf Fleisch ist geblieben". Direkt daneben und darüber Silkes vegane Produkte aus Erbsenprotein, Soja oder Weizen.
Das ist so schräg, ich kann es gar nicht so richtig in Worte fassen.

Es wäre ja auch möglich gewesen, den Artikel mit dem Fazit zu schließen, dass es heutzutage sinnvolle Alternativen zum Fleischkonsum gibt. 

Die Fleischloserei ist die beste Alternative

Aber so ist es auch bemerkenswert und witzig und schön. Wie toll, dass die Fleischloserei soviel Aufmerksamkeit erfährt und soviel Anerkennung. Auf diese Weise landet sie ja auch direkt auf dem Küchentisch bei all jenen, die sich für einen Artikel über Fleischereien interessieren. Die Fleischloserei ist einfach die beste Alternative!

Du zersetzt das konventionelle Denken von innen heraus, Silke! Mit Deinen Produkten ist das genau der richtige Weg. Wie großartig! All die positive Presse hast Du Dir verdient. 

Wart Ihr schonmal bei einer unserer Verkostungen? Im Mai sind noch ein paar Plätze frei:

Verkostungen in der Fleischloserei